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Crash-Kurs: Löten




                 


    

Was braucht man zum Löten? Der Crash-Kurs zum Thema "Löten" von Marcus Kilian

Als ich mit dem Modellbau wieder begann war klar, dass Lötarbeiten dazu gehören. Allerdings ist meine Schulzeit mit Praxis-Löterfahrung gute 20 Jahre her. Es musste also ein Crash-Kurs her. Nun löte ich schon eine Weile und habe auch schon das ein oder andere Lehrgeld gezahlt. Damit euch der Start etwas leichter fällt, habe ich einen kleinen Crash-Kurs geschrieben. Bestimmt gibt es noch andere Methoden oder Wege an sein Ziel zu kommen und ich bin auch kein Elektronik-Fachmann. Aber bisher wurde kein Bauteil zerstört und die Verbindungen halten einwandfrei. Auch habe ich keine Profi-Ausstattung, aber wie heißt es doch so schön: "Man(n) lernt nie aus". 

Kurze Einführung zum Weichlöten

Für einigermaßen gute Ergebnisse benötigt man eine vernünftige Grundausstattung und Sicherheitsvorkehrungen.

Bitte dringend beachten: In Räumen, in denen gelötet wird, sollte weder geraucht, gegessen noch getrunken werden - auch nicht mit bleifreiem Lötzinn. An den Händen haftende Blei- oder andere Metallspuren könnten sonst über die Lebensmittel oder Zigaretten in den menschlichen Organismus gelangen. Und auch die Zähne als "dritte Hand" zum Halten des Lötzinns sind tabu.

Die Spitze des Lötkolbens wird beim Löten auf  bis zu 450°C erwärmt. Vorsicht wegen Verbrennungen. Für die nachfolgenden Lötarbeiten sind ca. 320°C völlig ausreichend. Ab 350°C verbrennt mehr Metall als die Sache wert ist (die kristalline Struktur ändert sich).

Das Lötzinn besteht aus Zinn, Blei und Flussmittel. Diese Substanzen sind giftig. Seit geraumer Zeit gibt es bleifreie Lote - seit 2006 in der industriellen Fertigung Pflicht. Bleifreies Löten erfordert viel Übung.

Wichtig beim Löten ist, dass nicht nur das Zinn und der Kolben heiß sein muss, sondern vor allem auch das, was gelötet wird. Ansonsten wird nicht gelötet, es wird geklebt, kalte Lötstellen sind die Folge, die häufig nach einiger Zeit defekt gehen. Der Schwamm zur Reinigung der Lötspitze ist
leicht feucht - nicht nass! Dauerlötspitzen dürfen nach dem Lötvorgang nicht gereinigt werden, das Lot bleibt auf der Spitze - hierzu die Pflegetipps der Hersteller beachten.

Zuerst der Vorgang des Lötens mit bleihaltigem Zinn: Lötkolben aus dem Ständer nehmen, am Schwämmchen die Spitze säubern und mit frischem Lötzinn (fördert die Wärmeübertragung) benetzen. Jetzt den Lötkolben zur Lötstelle führen, die Lötstelle erhitzen und frisches Zinn zuführen. Der eigentliche Lötvorgang dauert nicht mehr als 2 Sekunden. Die Lötstelle ist gut, wenn der Lötpunkt hohlkehlig und glänzend ist.

Der Vorgang mit bleifreiem Lötzinn ist ähnlich, der Lötpunkt ist gut, wenn er NICHT glänzt. (klingt komisch, ist aber so). Wenn möglich sollte man beim bleifreien Löten dem Versuch widerstehen den Lötkolben über 350C° zu regeln... zudem kann bleifreies Löten schweißtreibend sein und ist deshalb für Anfänger nicht empfehlenswert. 

Was braucht man zum Löten?

Lötkolben/Lötstation

Ich verwende die programmierbare ELV Komfort-Lötstation LS 50 von ELV. Den Lötkolben nutze ich seitdem nicht mehr. Mit der Lötstation konnte ich bisher alle Aufgaben bewältigen und kann die Temperatur entsprechend der Aufgaben einstellen. Zu dieser Lötstation gibt es auch einen positiven Testbericht und ihm wurde ein gutes Preis-/ Leistungsverhältnis bescheinigt. Bei ELV kostet sie derzeit 55,95 EUR. Das Umrüstset für bleifreies Löten scheint es nicht mehr zu geben. Wer Markenhersteller bevorzugt, sollte sich bei Weller und Ersa umschauen. 

Der Lötkolben-Ablageständer mit Schwamm ist nicht im Lieferumfang. Es gibt aber eine passende Ablage im Zubehör für 12,95 EUR. Oder die günstigere Variante siehe Foto für 4,50 EUR - erfüllt auch seinen Zweck. 

Die Lötspitze wird oft vernachlässigt. Dabei ist sie ein entscheidendes Bauteil. Die Lötspitze kann die Temperatur nur so gut weiterleiten, wie sie verarbeitet ist. Hier sollte man auf keinen Fall sparen. 

Lötzinn

Ich nutze Lötzinn von STANNOL Wuppertal mit 1,00mm (Art.Nr.535269) und 0,5mm Durchmesser. Ersteren nehme ich für Lötarbeiten an 4,00mm Goldstecker und Hochstromstecker. Letztere für das Verzinnen von Servokabel. Das Lötzinn enthält bereits Flussmittel und es wird daher kein weiteres benötigt.

Atemschutz (Absaugvorrichtung, Atemschutzmaske)

Ich trage bei meinen Lötarbeiten eine Atemschutzmaske oder lüfte dabei ausreichend.

Föhn/Heissluftgebläse

Nützlich für den Schrumpfschlauch und die Bespannung mit Folie von Flugmodellen. Zudem vielseitig einsetzbar bei vielen Arbeiten im Haushalt oder Werkstatt. Ich verwende das Steinel HL-1610s, im Baumarkt für ca. 35,00 EUR erhältlich. Für das Schrumpfen von Schläuchen habe ich extra noch einen passenden Aufsatz gekauft - siehe Foto. Das Gerät hat zwei Stufen von jeweils 300/500 Celsius.

Die 3.Hand war mir schon oft hilfreich.

Lotsaugpumpe

4,00mm Goldstecker löten

Als Beispiel nehmen wir ein 2,5qmm hochflexibles Silikonkabel und 4,0mm Goldstecker und Buchsen. Dazu benötigen wir eine Zange, Messer oder Schere mit der wir das Endstück des Kabels freilegen. Die Temperatur der Lötstation wird auf 320°C eingestellt.

Als Halterung für die Goldstecker verwende ich einen Balsaklotz indem ich passende Größen für 4,00mm und 3,5mm Goldstecker gebohrt habe. Der Vorteil bei Holz ist dass die Wärme nicht so schnell abgeleitet wird und der Lötvorgang schneller erledigt ist. Generell sollte man schnell löten. Zuviel Hitze schadet dem Material und kann elektronische Bauteile oder Akkus überhitzen und dadurch Defekte verursachen.

Das Kabelende wird verzinnt. Aber weniger ist manchmal mehr, nicht die komplette Litze vollsaugen lassen bis es unter die Isolierung zieht, sonst kann die Litze genau am Übergang zur Isolierung abbrechen, falls es zu Vibrationen oder irgendeiner Beanspruchung kommt.

Die Lötspitze am feuchten Schwamm säubern. Auf die Lötspitze geben wir ein "wenig" Zinn und halten die Lötspitze von aussen an den Goldstecker. Mit der anderen Hand führt man den Lötzinn mit 1,00mm Durchmesser in die Mulde des Goldsteckers. Last nicht zuviel Lötzinn in die Mulde fliessen, denn das Kabel braucht auch noch Platz darin. Der Stecker darf nicht zulange erhitzt werden. Nachdem genug Lötzinn in der Mulde ist, führt man sofort das Kabel rein und entfernt die Lötspitze. Die Lötspitze jetzt nochmal am Schwamm säubern.

Achtung: Den Stecker nicht gleich mit den Fingern berühren! Hot!

Das Ergebnis sollte nun so aussehen.

Schrumpfen...

Jetzt bekommt der Stecker noch ein passenden Kleid verpasst. Dafür den Schrumpfschlauch über den Stecker ziehen und solange notwendig über das Heissluftgebläse halten.

Auch hier wieder aufpassen - HOT! 

Servokabel verlängern

Dafür verwende ich das 0,5mm Lötzinn. Etwas Lötzinn auf die Lötspitze (zuvor am Schwamm säubern) und das Ende des Kabels verzinnen. Dasselbe mit dem anderen Stück. Nun beide Kabel zusammenhalten und kurz erhitzen. Jetzt sollten beide Teile zusammenschmelzen und Schlumpfschlauch darüber. Fertig.

Hochstromstecker/MPX

Vor dem Löten der Hochstromstecker beide Teile zusammenfügen. Damit ist sichergestellt, dass die Stecker und Buchse auch nach dem Löten einwandfrei zusammenpassen.

Die Kontaktstellen mit Schmirgel etwas aufrauen, dann hält das Lot sicher. Nun die Pins verzinnen, in diesem Fall die Servokabel. Beides zusammen halten und kurz erhitzen - fertig! Auf den Bildern seht ihr die Servoverbindung der Flächen für meinen Ion. Mit einem Stecker wird das Querruder und die Wölbklappen mit dem Empfänger verbunden. 

Bezugsadressen für LS 50 Lötstation:

Westfalia

Reichelt 

ELV

Weitere Tipps und Anregungen im Bereich Modellbau findet ihr unter www.tragflaechen.de 

Weitere Tipps von unserem User Tobias H.  - vielen Dank.

1. Das Lötzinn sollte die Bezeichnung SW32 haben, diese gibt die Eigenschaft das Flussmittels an. Dieses greift die Lötstelle dann nicht an. Die Rückstände können theoretisch haften, die Lötstelle sollte aber vorsichtshalber mit Isopropanol und einem Pinsel gereinigt werden.

2. An dem Übergang Isolierung/Draht sollte man z.b. eine Pinzette auf den Draht klemmen (es gibt welche mit einer Klemmvorrichtung).
Zweck des Ganzen ist, das das Lötzinn nicht unter die Isolierung läuft, dort kann der Draht dann sehr schnell brechen.... man hat ja doch die eine oder andere Vibration im/am Modell.
  

Bild-Impressionen

Alle Bilder, Grafiken und Videos unterliegen dem Urheberrecht -  © Copyright  2008 Marcus Kilian

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Publiziert am: 2008-02-17 (11293 mal gelesen)
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